Becoming Vulnerable - Ambivalenzen der Solidarität

Kontroversen um Entanglements zwischen Antisemitismus, Kolonialrassismen und Holocaust in Geschichte und Erinnerungspolitik

Winter Semester 2022/2023

Internationale Ringvorlesung mit Beiträgen von Anitha Oforiwah Adu-Boahen, Teresa Koloma Beck, Donald Bloxham, Kirsten Dyck, Atina Grossmann, Ivan Kalmar, Helen Makhdoumian, Kristin Platt, Anna Reading, Michael Rothberg, Grzegorz Rossolinski-Liebe, Stefanie Schüler-Springorum, und Natan Sznaider.

Beginn: 26.10.2022 (Online)

​​In der aktuellen Debatte, die auch als "Historiker*innenstreit 2.0" bezeichnet wird, prallen scheinbar unvereinbare lokale und transnationale Erinnerungsdiskurse zu genozidaler Gewalt, Rassismen und Antisemitismus aufeinander. Anlass der gegenwärtigen Kontroverse sind einerseits Antisemitismusvorwürfe gegenüber dem postkolonialen Theoretiker Achille Mbembe; andererseits die deutsche Übersetzung der Monografie von Michael Rothberg, welche die Verbindungen zwischen Holocaust- und postkolonialem Gedächtnis besonders hervorhebt. An diese anknüpfend warf der australische Historiker Dirk Moses deutschen Historiker*innen vor, koloniale Genozide nicht ausreichend in die Holocaustforschung und -erinnerung einzubeziehen.

Die Ringvorlesung widmet sich den kontroversen Beziehungen zwischen Antisemitismus und Kolonialrassismen sowie den damit verbundenen Erinnerungsdiskursen: Ausgangspunkt ist der Befund, dass vor allem die deutsche Forschung Antisemitismus und Kolonialrassismen lange getrennt voneinander untersucht hat, woran sich konkurrierende Gedächtnisdiskurse anschlossen und institutionalisierten.

Diese Entwicklungen gilt es zu rekonstruieren, deren spezifische Leistungen zu würdigen und im Rahmen ethischer Überlegungen über den Topos der Verwundbarkeit zu verorten. Die Ringvorlesung möchte dazu beitragen, neue Theoretisierungen und Formen wechselseitiger Solidarisierungen zu ermöglichen.