Verwundbare Körper des Politischen. Vulnerability revisited

Ringvorlesung

"Verwundbarkeit" ist im beginnenden 21. Jahrhundert zu einem zentralen Thema des Politischen geworden. Politische Macht und politischer Widerstand, so scheint es, artikulieren sich zunehmend in Begriffen des "Ausgesetztseins", der exposure. Die digital vernetzte Welt hat die öffentliche Kommunikation verändert, verlässt kontrollierte mediale Steuerungsinstrumente von Aushandlungsprozessen und weiß Emotionen und Affekte stärker zu integrieren, sei es zur Formung von Affektgemeinschaften und identitätspolitischen Solidarisierungen (#MeToo; #BlackLivesMatter), aber auch bei der Verbreitung postfaktischer und gewaltsam-verletzender Formen des Austauschs über soziale Medien wie Telegram oder Facebook.

"Verwundbarkeit" ist im beginnenden 21. Jahrhundert zu einem zentralen Thema des Politischen geworden. Politische Macht und politischer Widerstand, so scheint es, artikulieren sich zunehmend in Begriffen des "Ausgesetztseins", der exposure. Die digital vernetzte Welt hat die öffentliche Kommunikation verändert, verlässt kontrollierte mediale Steuerungsinstrumente von Aushandlungsprozessen und weiß Emotionen und Affekte stärker zu integrieren, sei es zur Formung von Affektgemeinschaften und identitätspolitischen Solidarisierungen (#MeToo; #BlackLivesMatter), aber auch bei der Verbreitung postfaktischer und gewaltsam-verletzender Formen des Austauschs über soziale Medien wie Telegram oder Facebook.

Und doch scheint kaum eine Perspektive mit mehr Hoffnung verbunden zu sein, Verbindungen schaffen, tradierte Dichotomien - selbst zwischen organischen und anorganischen Lebewesen (Haraway) - unterlaufen und einen ethischen Aufbruch inspirieren zu können (Butler) als die Gewahrwerdung oder Zurschaustellung einer geteilten Verwundbarkeit, welche die (Körper)Grenzen zwischen Lebendigem in Berührungsmomente verkehrt. Es mag kein Zufall sein, dass sich zugleich auch die größten Ängste unserer Gegenwart darauf richten, unkontrollierbaren Gewalten (Klima, Pandemie, Naturkatastrophen) ausgesetzt zu sein, elementare Lebensgrundlagen zu verlieren oder aktiv ausgesondert und dem Tod preisgegeben zu werden (Agamben).

Den partikularen Standpunkt, die körperlich eingeschriebene Leiderfahrung zum Ausgangspunkt politischer Ermächtigung und Solidarisierung wie auch zum Modus einer Erkenntnis, die von einer wechselseitigen Anerkennung und einer anderen Art der Wissensgenese geprägt ist, zu machen (Lugones), verbindet die Ethik der Verwundbarkeit mit Fragen einer Gewaltgeschichte, die den Spuren von körperlichem Schmerz, Tod und Trauma nachgeht. Vor allem den Spuren dieser Verbindung möchte die Vorlesung nachgehen.

Mi. 16-18 Uhr c.t. ONLINE via Zoom

Hinweise zum Begleitseminar und technischer Support:
Jana Storch (storchja@hu-berlin.de)